Schon wer Anfang der Achtziger Jahre im Raum Krefeld ländliche Turniere besuchte, kannte Heiner Schiergen als Seriensieger … in Springprüfungen, denn als Jugendlicher war Heiner ein ebenso begeisterter wie erfolgreicher Springreiter. „Aber für jeden Springreiter ist auch eine Dressurausbildung wichtig“, wusste der junge Perfektionist schon damals und ging daher 1987 als Achtzehnjähriger zunächst zu Reitmeister Jean Bemelmans in die Lehre, im Hinterkopf den Gedanken: „Wenn ich dann hinterher immer noch springen will, mache ich noch eine Springlehre.“ Daraus wurde dann allerdings genauso wenig wie aus der vagen Idee, es beruflich vielleicht doch als Schreiner zu versuchen, denn die nächste Station in Schiergens Laufbahn war der Stall des „Doktors“ und unermüdlichen Dressur-Förderers Uwe Schulten-Baumer, sen..
Doch statt der Einladung des Entdeckers und langjährigen Förderers von Isabell Werth zu folgen, ganz in Rheinberg zu bleiben und damit möglicherweise an der Weltspitze zu reiten, übernahm er nach dreieinhalb Jahren wie geplant die elterliche Reitanlage in Krefeld – und kalkulierte damit Abstriche an der eigenen sportlichen Karriere ein: “Wer ganz oben mitreiten will, muss jedes Wochenende lange Turnierreisen machen. Das ist sehr zeitaufwändig und lässt sich mit meiner Arbeit als Ausbilder nicht vereinbaren. Wenn ich ein wirklich gutes Pferd für die Spitze hätte, würde ich es vielleicht tun, aber nicht, um zwölfter oder dreizehnter zu werden”Hengstschau Aachen 2004

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CHIO 2001, mit Nicola Giesen

Without a Doubt

Hengstschau Aachen 2004 mit Goethe und Wishing Well

Hengstschau Aachen 2004
mit Goethe und Wishing Well

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dem Traum von der Spitze kam er dennoch bereits mit dem ersten selbst ausgebildeten Grand-Prix-Pferd sehr nah. Without a Doubt hieß der World-Cup-Sohn, der 1996 in Wembley die Londoner Times zu einer wahren Hymne hinriss: “Ein neuer deutscher Stern ist wie eine Explosion über die Dressurwelt gekommen: Without a Doubt heißt er, und er besitzt die außergewöhnlichsten und extravagantesten Bewegungen. Er wurde zweiter – er kann all diese Kraft noch nicht perfekt im Gleichgewicht halten. Aber ich habe ihn in Aktion gesehen. Ich schwöre, dass er den Boden höchstens ein paarmal berührt hat.”

2002 vertraute ihm Nadine Capellmann das Pferd an, das ihre große Nachwuchs-Hoffnung war: Elvis, der als echter Junger Wilder seinen Einstand gab, indem er drei Olympiasieger in den Sand setzte: Zuerst Martin Schaudt, der den Espri-Sohn auf der Verdener Auktion erstanden hatte und ihn später an Nadine Capellmann verkaufte, dann seine neue Besitzerin und auch deren Trainer Klaus Balkenhol. Da sich Nadine mitten in den Vorbereitungen zur WM in Jerez befand und keine Verletzungen riskieren wollte, stellte sie ihn zu Heiner Schiergen, der die überschüssige Energie des talentierten Fuchses bald in die richtigen Bahnen lenkte. Bereits Nadines erster Turnierstart mit Elvis, die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal in Lingen, wurde im August 2004 zum Triumph, dem im Dezember der Sieg im Finale mit noch nie dagewesenen 81,87 Prozent folgte. Am Rand anfangs immer mit dabei: Heiner Schiergen. „Von Heiner ausgebildete Pferde sind gut nachzureiten“, schwärmte Nadine.
2007 erritt sich Heiner Schiergen, der unterdessen über ein Dutzend Bundeschampionats- Medaillen gesammelt hatte und zudem mit dem Hannoveraner Hengst Goethe im regionalen Grand-Prix-Sport überaus erfolgreich war, im Sattel von World Congress beim “Horses and Dreams” in Hagen a.T.W. Den Titel des Deutschen Meisters der Berufsreiter. 2009 wurde Santorini OLD unter Heiner Bundeschampion der 4jährigen Reitpferde.
Nicht nur im Sattel ist Heiner Schiergen erfolgreich, sondern auch als Trainer. Nicola Giesen erritt unter seiner Anleitung nicht nur diverse EM-Gold- und Silbermedaillen  bei den Junioren und Jungen Reitern, sondern verblüffte auch 2001 die Fachwelt mit drei Siegen in der “kleinen Tour” beim CHIO in Aachen. Constantin Söffing qualifizierte sich nicht nur mehrfach für den Preis der Besten bzw. die DJM, sondern wurde auch 2002 Rheinischer Meister der Jungen Reiter. Seine jüngere Schwester Carlotta schaffte 2004 als Nesthäkchen der deutschen Junioren den Eildurchmarsch von ersten ländlichen Turnierstarts bis hin zur Reservereiterin der EM-Equipe. Die polnische Nachwuchsreiterin Maja Wieczorek erritt sich unter seiner Anleitung in ihrer Heimat diverse Titel im Nachwuchssport. Und schließlich nimmt er mit seinen Schülern immer wieder erfolgreich an der „Trainer-Schüler-Tour“ auf der Reitanlage Wintermühle teil, die er 2011 gemeinsam mit Franziska Bortenlänger gewinnen konnte.
“Dabei mochte ich anfangs gar keinen Unterricht geben”, schmunzelt Schiergen. “Aber es ist natürlich auch besser für später, wenn man beides kann”, so Schiergen (Jahrgang 1969) mit einem Seitenblick auf seinen “großen Bruder”, den vier Jahre älteren früheren Erfolgsjockey und jetzigen Trainer Peter Schiergen.
Und wenn ihn seine Schüler einmal auf dem Siegertreppchen hinter sich lassen, betrachtet es Heiner Schiergen als Kompliment: „Auch das ist ja dann schließlich mein Erfolg.“

 

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